Februar

Samstag, 02.02.2020, 11:00 Uhr Bharatanatyam - Indischer Tanz

DEEPIKA PANCHAMUKHI
 
Der klassisch indische Tanz, eine der hoch entwickeltsten Kunstformen der indischen Kultur, ist eine antike und komplizierte Kunstform, deren Wurzeln mehrere Jahrtausende zurückreichen. In Indien hat der klassische Tanz einen religiösen Ursprung. Er ist in der Hindu-Mythologie eine heilige Handlung, die älter ist als die Erde selbst und stellt eine Form von Kommunikation mit den Göttern dar. Dementsprechend soll Shiva, der Gott der Schöpfung und Zerstörung, die Welt mit seinem Tanz zerstört und wiedererschaffen haben. Überwiegend entstand der Tanz in den Tempeln und wurde von den Devadasis (Tempeltänzerinnen) getanzt, die ihn mit mythologischen, philosophischen und spirituellen Anschauungen der Hindukultur verknüpften. Längst ist der Tanz aus den Tempeln auf die weltlichen Bühnen umgesiedelt. Dennoch ist sein religiöser Charakter kaum zu leugnen. Selbst für die prominentesten Tänzerinnen bleibt der Tanz eine Art göttlicher Dienst und jede Aufführung beginnt mit der Andacht der Götter.
 
Die Götter brauchten Unterhaltung. So baten sie Brahma, den Schöpfer des Universums, etwas gegen ihre Langeweile zu erschaffen. Brahma konnte mit der Hilfe von Saraswati, die Göttin der Kunst und Gelehrsamkeit, die Unterstützung des weisen Baratha Munis erlangen. Dieser schrieb das fünfte Buch der heiligen Veden bzw. Natyashastra, ein Leitwerk über Drama, Tanz und Musik. Die Götter waren begeistert und konnten von nun an unterhalten werden. Ferner stellte dies einen idealen Weg dar, die Götter auf Erden zu verkörpern und zu veranschaulichen. Durch das Medium des Tanzes und der Musik konnten die Menschen mehr Verständnis für die Begrifflichkeiten wie Gott und Teufel, moralisch und unsittlich, erhalten. Natyashastra gilt als Grundlage aller acht klassischen indischen Tänze. Verschiedene Wissenschaftler geben unterschiedliche Entstehungszeiten an, die von 300 v. Chr. bis 400 n.Chr. variieren. Diese Abhandlung legt einerseits die Regeln des Dramas fest, bestehend aus Rede, Pantomime, Tanz und Musik und definiert die technischen und ästhetischen Prinzipien. Anderseits gibt es genaue Anleitungen zur Architektur und der Gestaltung des Zuschauerraumes. So werden im Abschnitt über die Mimik die Bewegungen der Augen, der Augenbrauen, der Lider, der Lippen, Wangen und des Kinns äußerst präzise vorgegeben. Bereits die Blicke werden in 36 Formen eingeteilt, die durch sieben Möglichkeiten die Augenbrauen zu bewegen unterstützt werden. Darüber gibt es eine genaue theoretische Unterteilung in nritta, nritya und natya. Nritta ist der technische Aspekt im Tanz und natya der expressive. Die Verknüpfung derer ist nritya, was sich auf die gestige und dramatische Darstellung bezieht. Zu nritya gehört auch abhinaya, worunter die berühmten Handgesten, die mudras, und deren Ausführung, die so genannten hastas zählen. Die Anzahl der mudras wird im Natyashastra mit 64 angegeben. Mit Hilfe dieser „wortlosen Sprache” lassen sich sowohl konkrete Dinge wie etwa Farben oder Tiere, aber auch abstrakte Begriffe wie Wunsch oder Zukunft darstellen.
 
 

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